Renaissance

Spätmittelalter, Renaissance

Der Übergang vom Spätmittelalter zur Renaissance vollzog sich langsam und in den verschiedenen Ländern Europas zu unterschiedlichen Zeiten. Es gab zwischen dem 13. und dem 16. Jhd. entscheidende soziale Umwälzungen. Wirtschaftlicher Aufschwung durch die Kreuzzüge; Mittelmeerhandel, entstehende Geldwirtschaft schufen Grundlagen unserer modernen Wirtschaft. Es bildete sich ein städtisches Bürgertum. Die Erfindung des Buchdrucks ermöglichte die Verbreitung geschriebener Texte über die Grenzen der Klöster hinaus.

Italien war der Ausgangspunkt für einen neuen Zeitgeist. Aehnlich wie im antiken Griechenland bildete sich ein Idealbild des Mannes, dessen Kenntnisse und Interesssen von der Wissenschaft und der Philosophie über die Kunst bis zu Handwerk und strategischer Kriegskunst reichen sollten. Der Renaissancemann wurde nicht mehr als als der göttlichen und adeligen Unberechenbarkeit untertan betrachtet sondern als selbstbewusstes Individuum. Die erkenntnis, dass die Sonne und nicht die Erde das Zentrum unserers Kosmos ist, veränderte das Weltbild gegen den Widerstand der Kirche drastisch. Kunst und Kultur konzentrierten sich nicht nur ausschliesslich auf die Religion. Expeditionen zu bisher unbekannten Kontinenten erweiterte den geistigen Horizont. Dadurch wurde die Stellung des Bürgertums gegenüber des Adels weiter gestärkt. Mit dem wachsenden Wohlstand und Einfluss der Mittelklasse veränderte sich das Aussehen des Mannes. Die Kleidung wurde einfacher, höfische Spielereien wurden weggelassen. Die Kleidung wirkt mässig, behäbig. Der geschneiderte Azug ersetzt endgültig das draperte Gewand der Antike. Das wichtigste Kleidunsstück war die Zamarra (auch Jerkin oder Schaube). Von einer geraden Passe fiel der Stoff in reichen Falten bis auf Schenkellänge. Breite Schultern und extrem weite Ärmel betonten den Oberkörper.

Renaissance  
14. Jhd
 
Ritter 14. Jhd
 
Fürst 14. Jhd.
Hennin
 
 
 

Frauen galten im Mittelalter als minderwertige Varianten des Menschlichen, das mit dem Männlichen gleichgesetzt wurde. Da Frauen dadurch mehr gefährdet waren, musste man sie bewachen, sie mussten in ein "Ersatzgehäuse" eingeschlossen werden und durften niemals ohne Begleitung aus dem Hause gehen. Weibliche Unterkörper waren deshalb vollkommen verhüllt, meist in mehreren Stoffen übereinander gehüllt. Die Männer dagegen zeigten seit dem 14. Jhd. zunehmend Bein durch anschmiegsame Beinkleider. Frauen hatten dagegen modisch gesehen überhaupt keine Beine. Die Röcke der Frauen sind üppig weit um die Trägerinnen, faltenreich und zum Teil aus schweren Stoffen wie Brokat, Samt oder feinen Tuchen und auf alle Fälle bodenlang.

Kopfbedeckungen:
Blonde Haare waren damals sehr modern. Wer nicht naturblond war, färbte seine Haare. Die guten und schönen Frauen waren hellhäutig und blond, dunkle Haare liessen auf ein böses Wesen schliessen. Die Kopfbedeckungen wurden zu dieser Zeit immer auffallender und phantasievoller: Der Hennin kam auf, ein kegelförmiger Hut an dessen Spitze ein Schleier hing. Das ganze Mittelalter hindurch mussten verheiratete Frauen, Witwen und ältere Frauen Hauben oder Schleier tragen.


Glasgow, The Burell Collection
Katalog "Zahm und Wild"

  Patrzirierin   15. Jhd.   Florenz 15. Jhd   Spanien Renaissance
       

Die Proportionen des modisch gekleideten weiblichen Körpers sind im Spätmittelalter sehr kontrastreich: Die kurzen Oberkörper mit den schmalen Schultern und den nur angedeuteten Brüsten wirken sehr zierlich im Vergleich zu den grossen Kopfbedeckungen und dem durch die weiten Röcke fast sockelartig wirkenden Unterleib. Die Frau sieht fast so aus, als wäre sie schwanger.
Die dunkle Männerkleidung war ein Kennzeichen der wohlhabenden Bürger des europäischen Nordens und setzte sich in den nächsten Jahrhunderten immer mehr durch. Grundsätzlich war aber die Männermode, vor allem die aristoktratische, im Spätmittelalter und in der Renaissance ebenso farbenprächtrig und aufwendig wie die der Damen. Im 13. Jhd. trugen die Männer noch eine Art tunikaähnliche Röcke, die praktisch gleich aussahen, wie die der Frauen. Im 14. Jhd. änderte sich dies grundlegend: Die Tunika verschwand und machte der klar betonten Zweiteilung von Beinkleid und Oberteil Platz.

Miniröcke für Männer
Die Veränderung der Männerbekleidung ist auf Grund des technischen Fortschritts der Ritterausrüstung zu führen. Anstelle der knielangen Kettenhemden gab es nun eine zweiteilige Panzerung, die sich sehr eng an den Körper anschmiegte. Diese Panzerung bestand aus einem Oberteil und dem Teil der Beinpanzerung. Diese Rüstung forderte andere Unterkleider als die bisherige Tunika. Die Männerkleidung wurde immer enger und körperbetonter. Die Röcke der Männer waren reich gefältelt und wurden im Lauf des 15. Jhd's immer kürzer. Zum kurzen Rock trugen Männer enge Beinkleider möglichst in zwei verschiedenen Farben. Dazu trug der Mann die immer länger und spitzer werdenden Schuhe.
Ein Mann der gehobenen Klasse trug über seinem Beinkleid (Strümpfe oder auch Hose) einen knielangen oder bodenlangen pelzgefütterten Mantel, die Houppelande, der sowohl als Rock wie auch als Mantel diente.

Houppelande   Zwei vornehme Jünglinge.   Kurze Röcke (Miniröcke)   Ritterrüstung   Lady Jane
       

Mode als Männersache

Die aufregendsten Kleider trugen zu dieser Zeit die Männer nicht etwa die Frauen, welche eher schlicht aber trotzdem elegant daherkamen. Die modischen Experimente blieben den Herren überlassen. Sie trugen eneg Beinkleider, manchmal sogar zweifarbig (mi-parti ) darüber einen kurzen gefälteten Rock. Dazu kam der Hut oder eine turbanähnliche Wulst um den Kopf. Die Soffe waren reich und vielfältig: Samt und Brokat, mit Pelz oder Seide gefüttert. Über dem Rock trug der Herr einen togaähnlichen Umhang ohne Taillenbetonung.

Albrecht Dürer  1498  
Eine der modischsten Darstellungen ist das Selbstporträt Albrecht Dürers. Dürers Jugendbildnisse zeigen alle einen Mann, der seiner Aeusseren Erscheinung grösste Aufmerkasmkeit widmet. Das Dekolleté sticht sofort ins Auge. Das war eine der wenigen modischen neuerungen, die die Männer vorübergehend von den Frauen übernahmen. Ein auffallender Hut und das gepflegte Haar vervollständigen die Erscheinung des eleganten Mannes.

Im 16. Jhd. wurden geschlitze Kleidungsstücke für Männer der letzte Modeschrei. Diese Mode ging von den Landsknechten aus, deren Mode sehr bunt und phantasievoll war. Landsknechte waren Söldner, deren Leben so hart war, dass sie sich dafür so aufputzten, wie es ihnen gefiel. Die Obrigkeit versuchte vergebens durch Kleiderordnungen diese "Auswüchse" zu unterbinden.
Diese Mode verbreitete sich nicht wie bisher von oben nach unten, sondern "von der Strasse" nach oben. Mitte des 16. Jhd. kam die Pluderhose auf. Diese hatte vertikale Streifen, die mit einem Kontraststoff unterlegt war. Die Schlitze in der Kleidung wurden in der Regel nicht versäubert, so dass sie ausfransen konnte.
Die entscheidensten modischen Veränderunegn im 16. Jhd gingen von der Mänenrkleidung aus. Das Beinkleid entwickelte sich zum Strumpf und zur Kniehose, welche welche am Wams festgenestelt wurde. Nesteln waren Schnüre oder Bänder, die dazu dienten, verschiedene Kleidungsstücke zusammenzuhalten. Bei vielen Männerkleidern auf alten Bildern sieht man solche Schnüre unten heruashängen: Die Nesteln wurden damals zum Schnuckstück., wie später dann die Knöpfe. Die Schamkapsel wird immer auffälliger.
Das Dekolleté verschwand wieder aus der Männerkleidung, man trug nun ein sichtbares Hemd. Dieses war reich gefältet und endete am Hals in einem gekrausten Stehkragen. Später entwickelte sich dieses sogenannte Kröse zum Mühlsteinkragen.

Landsknechte           Pluderhose   Schamkapsel und Nestel
       

Das wichtigste Kleidungsstück war die Schaube für die Männer. Diese hatte lange weite Aermel und sie war vorne offen, wie die heutigen Mäntel. Die Haare trugen die Männer wieder kürzer, dazu kamen die Bärte wieder auf. Die spitzen Halbschuhe machten einem Ochsenmaulschuh Platz. Dieser war vorne extrem breit und abgerundet.

Mühlsteinkragen       Schaube   Pluderhose Mühlsteinkragen   Dame: eckiger Ausschnitt
       

Frauenmode im 16. Jhd.

Die Frauen liebten edle prachtvolle Stoffe. Die Röcke wurden kürzer und lagen nicht mehr auf dem Boden. Die Taille war wieder in der Körpermitte, so wies unser Auge eigentlich gewohnt ist. Das Dekolleté war gross und eckig. Auch Frauen trugen den Ochsenmaulschuh und einen Stehkragen wie die Männer. Die Schuhmode setzte sich zwar nur in Deutschland durch, anderswo in Europa waren die Schuhe spitz. Später setzte sich aber diese spitze Schuhmode in ganz Europa durch.
Der Kragen wurde immer grösser, dadurch erschien der Kopf immer kleiner. Natürlich wurden die Haare hochgesteckt, damit sie den Kragen nicht störten. Fächer kommen auf, aber nicht im herkömmlichen Sinn, so gefältelte, sondern solche aus in Tierform aus ausgestopften Iltis, Marder- oder Wieselpelzen. Man trug diese über den Schultern. Man meinte, dass diese dann die Flöhe anzogen. Daran kann man erkenne, dass eine gewisse Reinlichkeitskultur, wie sie im Mittelalter herrschte, verschwunden war. Man wusch sich nicht mehr, sondern benutzte Puder, Schminke und Flohpelze.

Im Laufe des 16. Jahrhunderts gab es noch keine führende Nation, welche die Mode bestimmte. Der Einfluss Spaniens konnte sich jedoch immer mehr durchsetzen. In allen europäischen Ländern hatte die spanische Mode Fuss gefasst, wurde aber je nach Land ein wenig abgeändert. So trug man in Spanien hauptsächlich schwarz, was wiederum in Frankreich nicht akzeptiert wurde. Man trug zwar den strengen hochgeschlossenen Schnit, aber in bunten Farben.
In Deutschland und den Niederlanden war schwarz längst als Farbe der Reformation üblich geworden.

Königin Elisabeth l. übertrieb mit den spanischen engen Formen, so dass sie sich darin kaum noch bewegen konnte. Die Kleider waren farbenprächtig. Den Untertanionnen erliess sie strenge Kleiderordnungen, um selbst immer am exklusivsten gekleidet zu sein. Bei ihrem Tod hinterliess sie 6000 Kleider und 80 Perücken.

 

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